Am 1. Dezember lud die Busaner Gemeinde der EGDS zum 1. Adventsgottesdienst in die Räume von LIDO Korea ein. Mittlerweile vertraut in den LIDO Korea Räumlichkeiten feierten 30 Menschen einen feierlichen Gottesdienst mit deutsch-koreanischen Adventsliedern aus dem in diesem Jahr frisch herausgegebenen HanD in HanD – Deutsch-koreanischen Gesangbuch.
Mit dem Text aus dem Matthäusevangelium Mt 21, 1-11 „Jesu Einzug in Jerusalem“, der uns aus der Passions- und Osterzeit vertraut ist, wurde die Vorfreude auf die weihnachtliche Botschaft mit der Geburt Jesu verknüpft. Das Jesus ausgerechnet auf einem Esel reitet, ein Tier, was sich wahrlich nicht für einen Krieg eignet, deutet bereits den Friedensbringer an.
Unter musikalischer Begleitung durch das Lied >Wir sagen euch an den lieben Advent< wurde die erste Adventskerze angezündet.
Während des Gottesdienstes wurde auch das bekannte und beliebte Weihnachtslied >Macht hoch die Tür< in zweifacher Variante gesungen. Zuerst in der deutschen Originalversion und dann in der koreanischen Kirche genutzten koreanischen Version (siehe auch Lied 143 und 144 im Hand-in-Hand Gesangbuch).
Wie kam es eigentlich, dass während der dunklen Zeiten des 30-jährigen Krieges so ein schönes Weihnachtslied entstanden ist?
Eine unruhige Zeit
Der Dreissigjährige Krieg war eine mehr als unruhige Zeit. Eine ganze Generation lebte in der ständigen Unsicherheit, wie es weitergehen würde. Der Krieg stand immer vor der Tür. Friede war ein Fremdwort. In dieser Zeit arbeitete Georg Weissel, Theologe und Musiker, als Pfarrer an der neuerbauten Rossgärtnerschen Kirche im ostpreussischen Königsberg. Eigentlich gab es nur wenig Anlass, zu hoffen. Doch Weissel stellte sich den schwierigen Zeiten. Er hoffte, dass die biblische Wirklichkeit Auswirkungen auf die Realität hätte.
Psalm 24 und mehr
Zur Einweihung der neuen Altrossgärtner Kirche und der eigenen Amtseinführung verfasste Weissel unter anderem seine bekannte Vertonung von Psalm 24. Er selbst beschreibt die Entstehung folgendermassen: «Neulich, als der starke Nordoststurm von der nahen Samlandküste herüberwehte und viel Schnee mit sich brachte, hatte ich in der Nähe des Domes zu tun. Die Schneeflocken klatschten den Menschen auf der Strasse gegen das Gesicht, als wollten sie ihnen die Augen zukleben. Mit mir strebten deshalb noch mehr Leute dem Dom zu, um Schutz zu suchen. Der freundliche und humorvolle Küster öffnete uns die Tür mit einer tiefen Verbeugung und sagte: ‚Willkommen im Hause des Herrn! Hier ist jeder in gleicher Weise willkommen, ob Patrizier oder Tagelöhner! Sollen wir nicht hinausgehen auf die Strassen, an die Zäune und alle hereinholen, die kommen wollen? Das Tor des Königs aller Könige steht jedem offen‘.» Weissel bedankte sich bei seinem Küster: «Er hat mir eben eine ausgezeichnete Predigt gehalten!» Und er machte daraus am selben Abend das bekannte Weihnachtslied.
Das verschlossene Tor
Allerdings gab es dabei einen Wermutstropfen. Neben der Kirche wohnte der reiche Geschäftsmann Sturgis. Wegen der unruhigen Zeiten hatte er sein Grundstück abgesichert und mit Toren abgeschlossen. Natürlich war dies sein gutes Recht, doch gerade hinter seinem Grundstück befand sich das Armen- und Siechenheim des Ortes. Die Menschen, die dort lebten, konnten nun nicht mehr auf kurzem Wege in die Stadt oder die Kirche gehen. Sie mussten einen weiten Umweg nehmen. Viele waren dadurch abgeschnitten, sie hatten keine Möglichkeit mehr, am Gemeindeleben teilzunehmen. Georg Weissel hätte das hinnehmen können, doch das wollte er nicht.
Der Weg ist frei
Am vierten Advent kam Weissel mit dem Kurrendechor zu Sturgis‘ Haus. Zahlreiche arme und gebrechliche Leute aus dem Armenhaus hatten sich ihm angeschlossen. Weissel selbst hielt eine kurze Predigt. Er hatte seine Stelle gerade erst angetreten und stand vor der Haustür seines reichsten Gemeindegliedes. Aber er sprach davon, dass viele Menschen dem König aller Könige, dem Kind in der Krippe, die Tore ihres Herzens versperrten, sodass er bei ihnen nicht einziehen könne. Und er wurde sehr konkret: «Heute, lieber Herr Sturgis, steht er vor eurem verriegelten Tor. Ich rate euch, ich flehe euch an bei eurer Seele Seligkeit, öffnet ihm nicht nur dieses sichtbare Tor, sondern auch das Tor eures Herzens und lasst ihn demütig mit Freuden ein, ehe es zu spät ist.» Dann sang der Chor: «Macht hoch die Tür, die Tor macht weit! Es kommt der Herr der Herrlichkeit…»
Der Geschäftsmann stand da wie vom Donner gerührt. Noch bevor das Lied verklungen war, griff er in die Tasche und holte den Schlüssel zum Tor heraus. Er sperrte die Pforten wieder auf und sie wurden nie mehr verschlossen. Die Heimbewohner hatten ihren Weg zur Kirche wieder, der im Ort noch lange Zeit «Adventsweg» genannt.
Datum: 25.12.2017, Autor: Hauke Burgarth, Quelle: Livenet
Deutsche Version >Macht hoch die Tür<
Koreanische Version >Macht hoch die Tür<
Zum Abschluss gab es das Kirchenkaffee mit selbst gebackenem Gebäck und Kuchen von Jina (Ehefrau unseres ehemaligen Vorsitzenden des GKR Dorian CHUNG). Sie hatte sogar soviel vorbereitet, dass auch unsere Gemeinde am 8. Dezember in Seoul noch davon profitieren kann. Ein GROSSEN Dank für den ehrenamtlichen Einsatz.